impACT.IQ: Status

Status
Was ist 'Status'?

Eine Führungskraft erlebt im Gespräch mit einem Mitarbeiter, dass sie in ihrer Kompetenz, Anweisungen zu geben oder Rechtfertigung einzufordern, nicht ernst genommen wird.

Eine Verkäuferin spürt schon bei der Begrüßung im Büro ihres männlichen Kunden den Daumen in ihrem Nacken, der sie im Verlauf der nachfolgenden Verhandlungen von Minute zu Minute kleiner werden lässt.

Wenn man auf einem engen Gehweg auf eine andere Person zuläuft, entscheidet sich in Sekundenbruchteilen, welche der beiden Personen der anderen Platz macht und ausweicht.

Wir senden und empfangen - ob wir wollen oder nicht - permanent Signale zu dem Ranggefüge, in dem wir mit anderen Menschen stehen: wer von uns beiden ist die ranghöhere, wer die rangniedrigere Person.

Im Laufe des Lebens bildet sich daraus ein grundsätzliches Statusgefühl: meine soziale Position, in der ich mich erlebe, mit der ich zurecht komme, die ich erfüllen kann. Der große Zampano oder das graue Mäuschen, der geschmeidige Mitläufer oder der Fahrradfahrer. Dieses grundsätzliche Statusgefühl unterliegt dem größten Teil unseres alltäglichen Verhaltens.

Gravierende Veränderungen des gewohnten Status erfordern erheblichen Aufwand. Hier müssen lebenslang einstudierte Muster in Frage gestellt und verändert werden.

Wie wirkt sich 'Status' im täglichen Leben aus?

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Status sich in der Art und Weise auslebt, wie man mit Raum und Zeit umgeht.

Menschen mit hohem Status nehmen sich im Sozialen selbstverständlich viel Zeit, gestehen sich selbst viel Raum zu und erwarten, dass das von anderen akzeptiert und respektiert wird. Dazu müssen sie in der Lage sein, diesen Raum, diese Zeit mit Persönlichkeit, Selbstbewusstsein und Präsenz füllen zu können.

Im Gegensatz dazu versuchen Menschen mit geringem Status, sich auf engem Raum zu bewegen und möglichst knappe Zeit für sich in Anspruch zu nehmen. Dabei darf man seinem Gegenüber nur nicht zu viel Angriffsfläche bieten. In der Aktion ist der Rückzug schon vorprogrammiert.

An dieses Grundprinzip knüpfen sich eine Menge Stereotypen, Verhaltensmuster und Rituale an. Im Normalfall helfen diese, die soziale Ordnung nicht jedes Mal neu aushandeln oder gar auskämpfen zu müssen. Selbstverständlich sind hier unzählige Zwischenstufen zwischen extremen Hochstatus und extremen Niederstatus möglich.

Das Statusgeschehen findet im Normalfall deutlich jenseits der Bewusstseinsschwelle statt, nur die Auswirkungen davon haben eine unmittelbare Wirkung auf das Gefühl. Und doch dominiert das Statusgeschehen die Kommunikation sowohl in der Körpersprache als auch der stimmlichen Intonation. Für überzeugenden Inhalt bleibt da nicht mehr viel Platz. Im Umkehrschluss heißt das: für den sach- und fachgerechten Transport meiner Inhalte muss sowohl Körpersprache als auch Intonation meinem Gegenüber angemessen sein.

Lässt sich der Umgang mit 'Status' steuern?

Am deutlichsten erlebt man gesteuertes Statusgeschehen im Theater: der strahlende Held, der gestürzt wird oder der Underdog, der groß herauskommt, der einen Schwindel erregenden Aufstieg erfährt. Statusunterschiede und Statuswechsel sind das Salz in der Suppe guten Theaters.

Wirklich spannend wird es bei dem differenzierten Hin und Her: dem „Kippen“. Mal hat die eine Person, mal die andere die höhere Status-Position. Das Schwierigste ist das Herstellen des sogenannten kinetischen Gleichgewichts. Dabei gelingt es beiden Personen, das Geschehen wirklich auf „Augenhöhe“ zu halten.

Dazu gibt es eine Menge Übungen, die bislang gewohnten Stereotypen, Verhaltensmuster und Rituale bewusst werden zu lassen. Im nächsten Schritt können Änderungen ausprobiert werden, um die gewohnte Bandbreite zu erweitern.

Für jemanden, der gewohnt ist, andere permanent zu dominieren, ist es eine spannende Erfahrung, bewusst Niederstatus einzunehmen. Für jemanden, der sich für unwichtig hält, sich gern hinter anderen versteckt, ist es ein Schlüsselerlebnis, sich einmal raumgreifend zu bewegen, starke Präsenz einzunehmen und sich in den Mittelpunkt zu stellen. Aus einem so entwickelten Instrumentarium ergeben sich neue Möglichkeiten, Situationen, mit denen man bislang unzufrieden war, so zu verändern, dass die Wirkung dem Beabsichtigten näher kommt.

Für die Gestaltung schwieriger Beziehungen zu Kunden, Mitarbeitern und Vorgesetzten kann die Steuerung über das kinetische Gleichgewicht die entscheidende Wende zum Erfolg bedeuten.

Der Status-Begriff als wesentliche soziale Komponente basiert auf der Arbeit von Keith Johnstone, einem der Begründer des modernen Improvisationstheaters ('Improvisation und Theater', Alexander-Verlag Berlin)
Stacks Image 266

TRIALOG brand@work
Tomper Strasse 29
D-41169 Mönchengladbach
Telefon +49 2161 955016